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Baltic Week 2010 - ein voller Erfolg

Auch diesmal beteiligten sich die maritimen Gewerkschaften aus allen Ostseeanrainerstaaten. Aktionstrupps kontrollierten die Arbeits- und Sozialbedingen der Seeleute auf den Schiffen. In erster Linie nahmen die Trupp Schiffe unter Billigflagge unter die Lupe. In diesem Jahr wurde der Schwerpunkt auch auf die Überprüfung der Heuerzahlungen gelegt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Die Baltic Week hat inzwischen schon Tradition. Auch in diesem Jahr wurden in Stralsund, Rostock, Wismar, Lübeck und an der Schleuse in Kiel Holtenau Schiffe kontrolliert. Dies alles kann nur klappen, wenn ehrenamtliche Kollegen helfen. Überwiegend Hafenarbeiter setzten auch in diesem Jahr wieder ihre Freizeit ein, um eine Woche lang im Dienste der ITF-Billigflaggenkampagne Trupps zu bilden, die Kontrollen durchzuführen und damit den Seeleuten zu helfen. Dieses Engagement stellt die Einzigartigkeit der Kampagne dar. Wo gibt es Vergleichbares? Eine Beschäftigtengruppe kämpft so engagiert für die andere.
Knapp 100 Schiffe wurden in den deutschen Häfen einer Prüfung unterzogen. Das beachtenswerte Ergebnis:
• Für 12 Schiffe wurde ein Tarifvertrag abgeschlossen, weil man die Aktionen der ITF-Trupps fürchtete
• Mehr als 21.000 USD Dollar ausstehende Heuern konnten eingetrieben werden
• In 3 Fällen wurde eine sog. „Notice of Warning“ ausgesprochen, die Vorstufe zum Boykott
21.000 USD Dollar ausstehende Heuern
Die Besatzung der MV Banos A staunte nicht schlecht, als sie den ITF Trupp in Rostock mit ihren blauen Jacken an Bord kommen sah. Angeführt vom deutschen ITF Koordinator Ruud Touwen wurde der Kapitän aufgesucht. 21 Leute fahren auf dem Schiff, 2 Griechen und 19 Filipinos. Schnell entdeckte Touwen, dass die Crew nicht korrekt bezahlt wurde. Umfangreiche Prüfungen der Unterlagen und lange Rechnereien ergaben: 15.282 USD Außenstände. Klar war, der Trupp geht erst wieder von Bord, wenn jeder Seemann sein Geld erhalten hat. Mehrfach musste der Kapitän wieder zum Safe und Nachschub zu holen. Dann war es geschafft. Aus Erfahrungen hatten die Seeleute Angst, das Geld könne ihnen wieder genommen werden. Ruud Touwen hatte eine Lösung. Beim Stopp in Korea wird sein ITF Kollege wieder an Bord sein und prüfen, ob alles in Ordnung ist. Auf drei weiteren Schiffen konnten Außenstände geltend gemacht werden, jedoch nicht in dieser Größenordnung, weil die Besatzungen nur kurze Zeit an Bord waren.
Seemannsmission unterstützt
Am Donnerstagmorgen erhielt Ulf Christiansen, ITF Inspektor in Hamburg, in Kiel die Information vom Aktionsbüro in Lübeck, dass sich ein deutsches Schiff ohne Tarifvertrag im Kanal Richtung Ostsee befindet. Die MV Finja legte jedoch ein ganzes Stück vor der Schleuse an, um zu tanken. Nur mit der freundlichen Unterstützung der Seemannsmission gelang es dem ITF Trupp dort an Bord zu kommen. Jetzt bekommt das Schiff einen Vertrag von ver.di.
Neue Arbeitsverträge
Hartmut Kruse, ITF Inspektor aus Rostock, fand an Bord der MV Ran Mängel. Für den Kapitän und einen Offizier berechnete er die Überstunden neu, 4 Seeleute erhielten neue Arbeitsverträge und ausstehende Heuern wurden im Rostocker Hafen sofort an die Leute ausgezahlt.

Internationale Zusammenarbeit
Der Erfolg der Baltic Week liegt u.a. darin, dass in allen Ostseehäfen zeitgleich die verstärkten Kontrollen stattfinden. Entdeckt der Trupp auf der Schleuse in Kiel Holtenau ein schwarzes Schaf, wird der ITF Inspektoren in Riga alarmiert, wenn das Schiff für Estland avisiert ist. Dort können sich die Gewerkschafter direkt um die Probleme der Seeleute kümmern. Ein weiterer Aspekt ist der Ausstauch der Gewerkschaften. Seit Beginn der Aktionswochen findet der Austausch der Gewerkschafter der einzelnen Länder untereinander statt. In den vergangenen Jahren war St. Petersburg unser Partner. In diesem Jahr reisten Susan Linderkamp, ITF Inspektorin in Bremen und Harry Kühn, Hafenarbeiter Bremerhaven nach Klaipeda in Litauen. Jelena Mikalajunaite (Seeleute) und Vigandas Chijunskas (Hafenarbeiter) verstärkten unsere Trupps in Lübeck und Kiel. Neben der Bereicherung, das Vorgehen und die Probleme anderer Gewerkschaften zu erleben, ist der Kontakt dauerhaft für die Arbeit wertvoll.
Resümee
Die Manöverkritik in diesem Jahr war eindeutig: „Macht weiter so, alles hat sehr gut geklappt! Wir freuen uns auf die nächste Aktion, zu der ihr uns ruft.“ Na dann.
 


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